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HENKE – Bochum, Zwischenfall (21.04.2011)

HENKE - Bochum, Zwischenfall (21.04.2011)

Gründonnerstag 2011 – es ist sommerlich warm so kurz vor Ostern, die Menschen reisen ins lange Wochenende und ich reise nach Bochum zum HENKE- Konzert. Nach einer starken EP und einem rundum gelungenen Debütalbum tourt die Crew um Mastermind Oswald Henke im Auftrag der „Seelenfütterung“ durch Deutschland und die Schweiz. Der Bochumer Zwischenfall, eine Szenebar allererster Stunde, ist an jenem Abend das Ziel der treuen HENKE- Anhänger. Um 20 Uhr öffnen sich die Pforten, vor denen einige Fans bereits Stunden zuvor gewartet hatten, und die Spannung auf den ersehnten Event steigt immer mehr.

Zunächst betritt jedoch der Supportact Capote die Bühne. In unmissverständlicher Singer- Songwriter- Manier legt der gute Herr mit seiner Akustikgitarre los und präsentiert einige Stücke aus seinem musikalischen Repertoire, unter anderem „Skeletton Zeppelin“. Die Mischung aus Pop, Folk und seichtem Indie- Rock wird recht solide dargeboten. Zwischendrin zitiert er Nietzsche „Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können“. Das Ganze ist sehr kontrastreich – mal wirkt es, als hätte Capote tatsächlich mehrmals täglich Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ gelesen und sei der Welt nun etwas entrückt, in seinen Songs wirkt er dann aber wieder ganz geerdet und menschlich. Auch wenn mir die Songs etwas zu poppig daher kamen, wurde mit Capote ein schöner Start in den Abend hingelegt.

Setlist:
01. Leader Of An Orchestra
02. My Nadsat Speaking Mallard
03. Skelleton Zeppelin
04. Golden Cage
05. End Of A Childhood
06. Down With The Lions

Nach einer etwas längeren Pause sollte nun aber Oswald Henkes neuestes Projekt Einzug auf der Bühne halten. Um 22 Uhr ertönt dann endlich das Intro und begleitet die Band auf die Bühne, die wenig später die ersten Klänge von „Es Ist Nacht“ anstimmt. Ein gut gelaunter, stimmstarker Oswald Henke stürmt über die Bühne und schafft mit der abschließenden Frage „Wer tanzt mit?“ eine tolle Grundlage für den Auftritt, der einige Überraschungen bereithalten sollte.

Neben der Reise durch die Gegenwart, die von HENKE geprägt ist, geht es zunächst einmal in die Vergangenheit. Bei „Vermisster Traum“ wird nämlich das rote Püppchen „Loli“ ins Spiel gebracht, das vom ausdrucksstarken Oswald bespielt und im Arm hin und her gewiegt wird. Aus dem Goethes Erben- Repertoire wird noch einiges geschöpft, so auch „Pascal Lacht“, bei dem die sympathische Hanna Løg die Einleitung vorträgt, bevor die eindringlichen Drums einsetzen und in Verbindung mit Oswalds Stimme dem Publikum eine Gänsehaut verpassen. Bei „Zinnsoldaten“ wird erst einmal die Garderobe gewechselt und Henke marschiert in seiner mehr oder weniger „bunten Uniform“ jeden Zentimeter der Bühne aus. Der Sarkasmus, der bei diesem Song mitschwingt, springt ihm dabei beinahe aus dem Gesicht. Aber auch die HENKE- Stücke wie „Wer Mich Liebt“, bei dem Oswald sich zum Schluss an einen Fan im Publikum klammert, oder das gefühlvoll im Duett mit Hanna gesungene „Findenzoo“ werden in einer Manier präsentiert, die bei den Fans sichtlich gut ankommt. Ein mancher genießt das Ganze im Stillen, ein anderer tanzt exzessiv mit und singt sich die Seele aus dem Leib. Da kommt der „Eissturm“, bei dem eine Schneemaschine das Publikum mit weißen Schaumflocken übersät, sehr gelegen. Diese kleine Abkühlung währt jedoch nicht lange, zumindest nicht bei den Herrschaften auf der Bühne, denn bei „Weil Ich Es Kann“ und „Ich Protestiere“, bei dem Oswald in die Menge springt und sich mit einem textsicheren Fan duelliert, wird wieder ordentlich gewirbelt und geschwitzt. Das deutsche David Bowie Cover „Helden“ lädt hingegen zum Träumen ein und zeigt, wie stimmstark auch die junge Keyboarderin Hanna ist. Die nächste Gänsehaut wird einem bei „An Jedem Haar“ verpasst. Bassist Tom Bola und Oswald Henke wissen mit wenigen, aber gezielten Tönen wie eine unbeschreibliche Atmosphäre geschaffen wird, so dass man den Song wahrhaftig spüren kann. Im Anschluss wartet eine Überraschung in Form des Schauermärchens „Iphigenie“ auf die Fans und das Musiktheater in alter Goethes Erben Manier hält wieder Einzug auf der Bühne. Eine kleine Schlachter- Handpuppe ist mit von der Partie und schwingt im Takt der Musik seine Axt neben dem Kopf von Oswald, der passenderweise wie ein Irrer in die Menge grinst. Nach dieser schaurig- schönen Einlage nähert sich das Schau- und Klangspiel mit 2 tollen Erben- Songs und weiteren neuen HENKE- Songs allmählich dem vorläufigen Ende.

Dem nach einem solch abwechslungsreichen Set selbstverständlichen Ruf des Publikums nach Fortsetzung wird schnell Folge geleistet. Das „Zimmer 34“ öffnet sich und Oswald kommt mit einer Lautsprecherbox durchs Publikum geschlichen und stimmt uns auf einen exzessiven Ausbruch ein. Auf der Bühne werden die Kittel übergestreift und schon sprühen die Funken, die einer Schleifmaschine entspringen. Einige Fans dürfen sich nützlich machen und halten Neonröhren in die Höhe. Nach der berauschenden Textpassage schnappt sich Oswald dann einen Besen und fegt die beschmutzte Bühne wie im Wahn: „Leicht zu reinigen!“. Nach diesem Highlight folgen noch einige weitere tolle Zugaben, darunter auch der „Sitz Der Gnade“, den die Erben einst exzellent von Nick Cave & The Bad Seeds gecovert haben. Das abschließende „Die Form“ wird von einem Meer aus Kerzen untermalt, die das Publikum und Oswald in die Höhe halten. Ein atmosphärischer, bewegender Abschluss eines schönen Abends!

Nach dem Konzert strömt ein Teil der Fans in die dunkle Nacht, einige warteten hingegen am Merchandise- Stand auf die Band, die den Abend mit den Fans ausklingen lassen will.

Beim diesjährigen WGT haben wir eine weitere Chance, HENKE live zu erleben. Also, bis Pfingsten!

Setlist:
01. Intro
02. Es Ist Nacht
03. Das
04. Vermisster Traum
05. Wer Mich Liebt
06. Pascal Lacht
07. Zinnsoldaten
08. Stadt Der Träume
09. Findenzoo
10. Der Eissturm
11. Weil Ich Es Kann
12. Ich Protestiere
13. Helden (David Bowie Cover)
14. An Jedem Haar
15. Iphigenie
16. Manisch Agressiv
17. Nichts Bleibt Wie Es War
18. Himmelgrau
19. Vom A Zum F
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20. Zimmer 34
21. Ohne Titel 1
22. Liebling Der Götter / Tears In The Rain
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23. Sitz Der Gnade (Nick Cave & The Bad Seeds Cover)
24. Die Form

Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Konzertfotos Sektion (Bildkommentare sind durch Anklicken der Sprechblase möglich) oder direkt durch Anklicken der jeweiligen Bandfotos.

Henke:

Capote:

HENKE - Bochum, Zwischenfall (21.04.2011)

Autorin: Tanja Pannwitz
Fotos: Michael Gamon

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