Datum: 28.04.2009
Ort: Batschkapp, Frankfurt
Zuschauer: 500 bis 600 (fast ausverkauft)
Dauer: Anna Ternheim 80 min, The Tiny 20 min
Bei meiner Planung, zu welchem Konzert der aktuellen Anna Ternheim Tour ich gehen würde, war die Frankfurter Batschkapp so etwas wie eine Notlösung, weil mir die Halle für eine solche Art Musik denkbar ungeeignet schien. Vor allem ist die Batschkapp riesig groß und würde sicher nicht ausverkauft sein.
Da hatte ich mich allerdings ordentlich verschätzt. Denn schon rechtzeitig schien die Halle fast voll zu sein. Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass die Schwedin mittlerweile so bekannt in Deutschland ist. Auch das Kölner Luxor war wohl Montag fast ausverkauft.
Nach dem Konzert in Nijmegen am Freitag wusste ich bereits, was mich an Vorgruppen-Programm erwartete. Das schwedische Duo The Tiny, das ich vorher nur als Annas Tour-Band-Mitglieder gekannt hatte, wollte ich unter keinen Umständen verpassen, denn das 20-minütige Set vergangene Woche hatte mich sehr begeistert. The Tiny bestehen aus Ellekari Larsson und Leo Svensson. Ellekari spielt in Annas Begleitband Keyboards, Trompete und singt background; Leo ist Cellist, Backgroundsänger und Säge-Spieler. Bei The Tiny kommt ein Harmonium zu diesem ohnehin schon illustren Instrumente-Spektrum. Und manchmal wirkt auch Ellekaris Stimme wie ein weiteres Instrument.
Leider spielten die beiden auch diesmal nur vier ihrer Lieder, obwohl The Tiny bereits zwei Platten (und eine EP) veröffentlicht haben. Und noch einmal leider erscheint das dritte Album des Duos erst "an einem Mittwoch im September", wie sie mir hinterher sagten. Für mein Leben gerne hätte ich das aufregende dritte Lied ihres Sets gleich auf der Rückfahrt wieder gehört. Das Stück mit dem Refrain "I could not stand losing you" hat mich vollkommen erobert. Immer wieder erinnerten The Tiny mich an Helden wie Kate Bush (fast hätte ich Nash geschrieben), ohne dabei aber einen deutlichen skandinavischen
Denn nach fünf ganz unterschiedlich ausgerichteten aber allesamt brillanten Konzerten der Sängerin, mache ich mir keine Sorgen mehr, ob der Abend gut werden würde. Dafür hat Anna Ternheim zu viel Songwriting- aber auch Wiedergabetalent – und nicht zuletzt einen erobernden Charme, dem sich wohl kaum einer der Besucher entziehen konnte.
Neu im Gegensatz zu dem Konzert vor einer Woche war eine zusätzliche Background-Sängerin. In Stockholm hatte ich dies schon ähnlich erlebt, da hatte Anna Ternheim drei schwarz gekleidete Sängerinnen dabei. Wenn ich das richtig verstanden habe, hieß die Dame Linn Segelson (DIE Linn?).
Das Konzert begann mit den beiden dunklen und sehr schlagzeugintensiven Titeln Terrified und What have I done vom aktuellen Album. Und beide waren deutlich besser abgemischt als vor ein paar Tagen, so dass das Schlagzeug Vergnügen und nicht dumpfe Qual war. Natürlich hätte ich What have I done auch zu gerne einmal in der famosen akustischen Version gehört, die als Vorabdownload vor der Platte erschienen war. Aber auch dies hier begeisterte mich wieder sehr. Diese schrecklich traurigen Lieder (zu den erstaunlicherweise mancher sehr fröhlichen Ausdruckstanz zeigte), in düsterem Arrangement in diesem Laden – das machte auf einmal ganz viel Sinn!
Im Prinzip war die Setlist die von meinem letzten Konzert der Schweden, mit zwei Änderungen. Die Reihenfolge der Stücke war eine andere und Better be fehlte in Frankfurt. Ich habe ganz bewusst auf die vielen kleinen Dinge geachtet, die auf der Bühne passieren, und das lohnt sich. Bis auf den Schlagzeuger wechseln alle
Weitere unglaublich schöne Momente waren das wundervolle Intro von Lovers dream. Das Lied – vor allem in der Version mit Fyfe Dangerfield von den Guillemots – habe ich unzählige Male gehört. Allerdings ist die aktuelle Live-Variante die mit Abstand schönste. Dieses gezupfte Cello mit Glockenspiel am Anfang ist umwerfend! Auch das schon erwähnte Black sunday afternoon gehörte zu den unbedingten Höhepunkten! Genau wie I’ll follow you tonight ("it’s a song about sleeping with people"), das neben Annas Gitarre nur die singende Säge von Leo instrumentierte. Irre! Glockenspiel und Pfeifen bei dem eh sagenhaften I say no, die neuen Enden von My secret und Damaged ones (dieses köstlich schiefe Cello!) oder der Herzschlag am Ende von My heart still beats for you…
Unbestrittene Lieblinge des Abends waren aber zwei andere, eigentlich weniger beachtete Lieder:
Ich fürchte, ich kann nicht richtig verbergen, wie begeistert ich war. Die Halle konnte das auch nicht. Und die olle Batschkapp hatte mich mit einem grandiosen Konzert richtig überrascht! Schade, dass die Deutschland-Tour vorbei ist!
Setlist:
01. Terrified
02. What have I done
03. Girl laying down
04. No, I don’t remember
05. A french love
06. I’ll follow you tonight
07. Lovers dream
08. Damaged ones
09. Black sunday afternoon
10. Let it rain
11. I say no
12. To be gone (Z)
13. My secret (Z)
14. Summer rain (Z)
15. My heart still beats for you (Z)
Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Concert-Pictures Sektion (für Bildkommentare muss man aus Spamverhinderungsgründen leider angemeldet sein) oder direkt hier durch Anklicken des Bandfotos: