THE PRODIGY – Köln, E-Werk (03.03.2009)

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Die britischen The Prodigy um Mastermind Liam Howlett existieren mit kurzen Unterbrechungen bereits seit fast 20 Jahren, brachten es bisher aber auf lediglich 5 Studioalben. Trotzdem gelten sie als wegweisend. Denn maßgeblich sie waren es, die seinerzeit erstmals Breakbeats in elektronische Dance Musik einbrachten, wodurch ihnen ein Brückenschlag zwischen verschiedensten Stilrichtungen gelang, der vielfache Beachtung fand. Songs wie "Poison", "Firestarter", "Breathe" oder "Smack My Bitch Up" trafen genau den Nerv der Zeit und gelten heute als absolute Klassiker. Fast fünf Jahre nach dem etwas enttäuschenden Album "Always Outnumbered, Never Outgunned" stellten sie dieser Tage mit "Invaders Must Die" ihr neuestes Werk vor, das wieder Mal kompromisslos auf die Dancefloors abzielt und sich vor positiven Kritiken kaum mehr retten kann.

Schon vor vielen Jahren hatte ich Ausschnitte eines Open Air Konzerts der Briten auf MTV gesehen und war von der Energie so angetan, dass ich The Prodigy unbedingt auch selbst live sehen wollte. Trotzdem kam es über all die Jahre hinweg nicht dazu. Umso begeisterter war ich, als vor einigen Wochen passend zum neuen Album "Invaders Must Die" eine entsprechende Tour angekündigt wurde. Nachdem ich das Album zum ersten Mal gehört hatte, ließ meine Begeisterung zumindest etwas nach, irgendwie erschienen mir einige Songs, vor allem mehrere in Reihe gespielt, in meiner aktuellen Stimmung zu aufwühlend. Trotzdem machte ich mich natürlich gespannt auf den Weg ins Kölner E-Werk, welches bereits seit einiger Zeit ausverkauft war. Warum ein Umzug ins gegenüberliegende und heute nicht belegte Palladium nicht vollzogen wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Nachfrage für mehr Karten hätte sicher bestanden. Vielleicht wollten es Prodigy aber auch selbst so, um sich zumindest etwas Clubatmosphäre zu erhalten. Eine gute Entscheidung! Jedenfalls war das E-Werk absolut voll und man fragte sich schon vorher, wo all die sich noch im Vorraum etc sich befindenden Leute Platz finden sollten.

Bevor es aber mit dem eigentlichen Gig losgehen konnte, wurde man erst mal auf eine recht harte Probe gestellt, denn zunächst war im E-Werk über eine Stunde DJ-Set von Szene-DJ Tanith angesagt und hier wurden allerlei Techno-/House- und Breakbeats geboten, die zwischen monoton stampfend und wild quietschend wechselten und zum Teil schon stark an den Nerven zehrten. Aber trotzdem begannen die Beine nach einer Weile automatisch mitzuwippen und teilweise wurde im Publikum auch vorsichtig getanzt. Allerdings nahm die Ungeduld im Zuschauerbereich ab neun Uhr stetig zu und man forderte die Helden des Abends auf die Bühne. Es dauerte aber noch bis 21:25 Uhr bis es endlich soweit war und The Prodigy die Wartenden erlösten, die Bühne bestiegen und die Party richtig losgehen konnte.

Schon ab den ersten Beats war die Stimmung großartig und spätestens als die beiden Sänger Keith Flint und Maxim Reality die Bühne betraten, ging es ab. Die Zuschauer rissen ihre Hände in die Luft und der ganze Saal bebte. Überall wurde im bombastisch grellen Scheinwerferschein getanzt und auch die Frontmänner beteiligten sich am allgemeinen Freudentanz und standen kaum still. Ohne Pausen reihte sich Song an Song und es blieb kaum Zeit zum Luft holen. Nur selten nahm sich die Band Zeit für Zwischenansagen wie vor "Breathe", natürlich einem der absoluten Highlights des Abends. Hier übernahm auch Flynt öfter das Mikro, allerdings war dieses leider recht leise abgemischt. Und der Tanzfaktor blieb ganz weit oben, denn es ging mit der aktuellen Single "Omen" hochkarätig weiter, bevor das nicht weniger prominente "Poison" mit seinen harten Hip Hop Beats erklang und erneute Glücksgefühle heraufbeschwor. Ebenfalls noch zum Mainset gehörte ein weiterer Hit der mittlerweile Prodigykarriere: "Firestarter", einem meiner absoluten Lieblingsstücke und schon damals insbesondere im "Empirion Mix" ein gnadenloser Tanzflächenfüller. Und auch der Klassiker "Voodoo People" durfte natürlich nicht fehlen und sorgte für nochmals verbesserte Stimmung unter den Anwesenden, irgendwie schien es immer noch besser und besser zu werden.

Nach mehr als einer Stunde endete der Hauptteil der heutigen Show, aber natürlich kamen die energiegeladenen Briten noch einmal für drei umjubelte Zugaben zurück auf die Kölner Showbühne. Dabei gab es insbesondere bei der zweiten Zugabe kein Halten mehr, denn "Smack My Bitch Up" gehört ebenfalls zu den größten Hits der Band und seine Basssounds waren einfach nur mitreißend. Nachdem Maxim Reality nun feststellte, dass Köln jetzt endgültig bereit wäre, läutete man mit "Take Me To The Hospital" die Schlussrunde ein und verabschiedete sich mit diesem Dancefloorkracher von seinen Fans, die über die gesamten 80 Minuten ein großartiges Konzert sahen, tolle Musik zu hören bekamen und eine großangelegte Party feierten. Es wäre wirklich nicht verwunderlich, wenn nach solch einem musikalischen Trip tatsächlich jemand zum Krankenhaus hätte gebracht werden müssen. Die Setlist hätte besser wohl kaum sein können und ich habe selten eine so gute Stimmung bei einem Konzert dieser Größe gesehen. Es hat sich wirklich gelohnt! Und dem neuen Album werde ich noch heute eine neue Chance geben …

Setlist:
01. World’s On Fire
02. Their Law
03. Breathe
04. Omen
05. Poison
06. Warriors Dance
07. Firestarter
08. Run with the Wolves
09. Voodoo People
10. Commanche
11. Invaders Must Die
12. Diesel Power (Z)
13. Smack My Bitch Up (Z)
14. Take Me To The Hospital (Z)

Autor : Michael Gamon

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