GARY NUMAN – Savage (Songs From A Broken World)

GARY NUMAN - Savage (Songs From A Broken World)
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9 Gesamtnote

9

Gary Numan ist zunächst mal ein Electro-Pionier, der seit 1979 mit seiner Tubeway Army und solo vielen ein wichtiger Einfluss war und ist. Klassiker wie Are Friends Electric? oder Cars stehen heute für die Anfangstage einer musikalischen Revolution gleich neben Kraftwerk und Co. Spätestens seit seinem 2013er Werk Splinter (Songs From A Broken Mind) gelingt dem Briten eine mitreißende Symbiose vergangener Electrozeiten mit von Nine Inch Nails und Co. beeinflusster, düsterer Gitarrenarbeit. Jetzt, knapp vier Jahre nach Splinter liegt mit Savage (Songs From A Broken World) der legitime Nachfolger vor. Schon die Titelvergabe lässt eine Verwandtschaft erkennen, die sich auch musikalisch niederschlägt. Gary Numan hat ganz offensichtlich seine neue musikalische Heimat gefunden in der er auch mit Savage neue Maßstäbe setzt.

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Schon mit dem Eröffnungstrack Ghost Nation lässt Numan keine Zweifel daran, dass sich das Warten gelohnt hat. Sofort fällt die beeindruckende Schwerfälligkeit auf, mit der er den Zuhörer sogleich in eine dystopisch-düstere Welt entführt. Schleppen sich die harten Beats zunächst nur langsam vorwärts, so wird die Szenerie schnell von Numans hell-erklingender Stimme durchdrungen, die uns mit einer Art Sprachgesang zum Höhepunkt führt in dem hymnische Gitarren regieren und für zusätzliche Atmosphäre sorgen. Nein, Savage ist alles andere als ein Schön-Wetter-Album. Schon das Albumcover zeigt den Meister in einer Wüstenlandschaft und auch die musikalische Gestaltung vermag uns aufzuzeigen, wie eine Welt sein dürfte, nachdem der Klimawandel endgültig gesiegt hat, die Technologie dank globaler Erwärmung zerstört ist und lebensnotwendige Ressourcen wie Wasser knapp geworden sind. Wenig überraschend wurde Savage u.a. von der Wahl Donald Trumps zum neuen Präsidenten der USA und den sich dadurch ändernden Wertvorstellungen beeinflusst. „Die Songs handeln von grässlichen Dingen, die Menschen in einer so furchterregenden Umgebung tun würden, nur um zu Überleben.“, erklärt Numan. „Einige werden von dem, was sie getan haben, eingeholt. Sie sehnen sich nach Vergebung und entdecken ein altes, religiöses Buch. Mit dem Erstarken der Religion geht es dann jedoch erst recht bergab.

Vieles erscheint uns schon jetzt allzu realistisch und die Intensität die den Songs wie Bed Of Thorns oder der ersten Single My Name Is Ruin (mit großartigem Video von IAMX Mastermind Chris Corner) innewohnt ist wirklich bemerkenswert. Immer wieder finden sich auf dem Album aber auch ruhigere Parts wie bei And It All Began With You, dem atmosphärischen What God Intended oder dem verstörenden Mercy, steigern sich beizeiten aber auch wie beim ausdrucksstarken The End Of Things. Pray For The Pain You Serve schlägt später hingegen wieder etwas krachiger und tanzbarer zu, bevor Broken das Album ruhig, aber wenig zuversichtlich mit folgenden Zeilen beendet:

If you had seen
You’d feel like I feel
Empty and broken
I know

I’ve seen the sky on fire
Seen the oceans dry
Seen the mountains fly
Seen the whole world die

Gary Numan gelingt es, nahtlos an den großartigen Vorgänger Splinter anzuknüpfen und Savage den heutigen Strömungen anzupassen und daraus ein apokalyptisches Zukunftswerk zu kreieren, das wachrütteln soll. Bleibt zu hoffen, dass möglichst viele einen Zugang zu diesem Album erfahren, denn es lohnt sich!

Tracklist GARY NUMAN – Savage:

01. Ghost Nation
02. Bed Of Thorns
03. My Name Is Ruin
04. The End Of Things
05. And It All Began With You
06. When The World Comes Apart
07. Mercy
08. What God Intended
09. Pray For The Pain You Serve
10. Broken

Übrigens ist Gary Numan im Herbst auf ausgiebiger Welttournee, die ihn für 2 Termine in Köln (präsentiert von Monkeypress.de!) und Berlin auch nach Deutschland führen wird.

Termine GARY NUMAN Savage Tour 2017:

25.10.2017 Köln, Essigfabrik
26.10.2017 Berlin, Columbia Theater

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