LES DISCRETS – Prédateurs

LES DISCRETS - Prédateurs
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Gesamtnote

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“Ein urbanes Stück Melancholie…”

Lass Dir den Beitrag vorlesen:

Nach fünf Jahren melden sich Les Discrets mit einem neuen Studioalbum zurück. Schon in den letzten Monaten haben Fursy Teyssier und Audrey Hadorn zwei Singles, Virée Nocturne und Rue Octavio Mey, auf Vinyl und elektronisch veröffentlicht, die sich doch sehr stark von dem unterscheiden, was man so musikalisch von den beiden Franzosen aus Lyon gewohnt ist.

“Ich habe das Gefühl, dass Les Discrets sich jetzt freigeschwommen haben. Wir sind frei von den Einflüssen und Einschränkungen des Post Rock, Post Black Metal oder Post-was-auch-immer-sonst”, erklärt Fursy Teyssier die musikalische Neuausgestaltung auf Prédateurs.

Inwieweit der Künstler selbst seine musikalischen Vorarbeiten namentlich auf den beiden Studioalben Septembre Et Ses Dernières Pensées (2010) und Ariettes Oubliées (2012) als Korsett oder Begrenzung empfunden haben mag, kann man nur mutmaßen. Denn selbstverständlich gab es da musikalische, wie personelle Überschneidungen, am sichtbarsten wahrscheinlich mit Alcest. Das führte dann dazu, dass beide Bands immer wieder miteinander verglichen wurden. Das geschah oft unberechtigterweise und war nicht immer fair; berücksichtigt man den kommerziellen Erfolg, den Alcest gerade in den letzten Jahren genießen konnte. Hinzu kommt noch das winzige Detail, dass die Mitglieder beider Bands nicht unmaßgeblich an der Gründung ein und desselben Genres beteiligt waren. Wie notwendig eine Befreiung von derlei Gegenüberstellungen für Les Discrets schlussendlich sein musste, zeigen Rezensionen der Vorab-Singles, die Prédateurs, noch bevor auch nur ein laues Lüftchen des ganzen Albums die Presse erreichte, als das „Shelter“-Album der Band bezeichneten.

Dabei war es trotzdem und immer möglich Les Discrets als eigenständige und originäre Band wahrzunehmen. So waren sie immer schon ein wenig geheimnisvoller, melancholischer, eleganter, komplexer, sanfter und stiller als andere Vertreter des Genres. Meiner Meinung nach ist dies nach wie vor nirgends besser hör- und fühlbar als bei Song For Mountains (Septembre Et Ses Dernières Pensées, 2010). Das ist es, was Les Discrets ausmachen und genau das wurde durch Prédateurs nicht verändert, sondern auf eine neue künstlerische Ebene gehoben. Wahrscheinlich hat Fursy Teyssier diese Ebene einfach gebraucht, um musikalisch erwachsen zu werden.

Aber wie hört sich nun das Ergebnis dieser Bemühungen an?

Auch auf Prédateurs arbeiten Les Discrets mit Klangbildern. Standen aber Bild und Videokunst bei beiden Vorgängeralben noch neben der Tonaufnahme, um Hörbares mit Visuellen zu ergänzen, fließen nun Ströme des Sichtbaren und Hörbaren zu einer Essenz des sinnlich Erfahrbaren zusammen. Die beiden Künstler verwenden dabei Elemente aus dem Trip-Hop, Downtempo, cineastischen Eindrücken des Film Noir und Electronic Chill-Out. In einigen Stücken sind sogar wieder, wie in Rue Octavio Mey, vertraute Dream-Pop und Black-Gaze Anleihen vorhanden.

Les Discrets - Rue Octavio Mey

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Insgesamt aber klingt Prédateurs kühler, moderner und urbaner.

Die Songs tragen Titel wie Vanishing Beauties oder Lyon – Paris 7h34. Sie werden zum Soundtrack von jenen Gefühlen, die jedem vertraut sind, der schon einmal gegen 2 Uhr Morgens auf seinen Anschlusszug im Bahnhof irgendeiner europäischen Metropole gewartet hat oder auf der Autobahn die Lichter einer fernen Stadt und die Schemen rot blinkender, still stehender Windräder an sich vorbei fliegen und verschwimmen ließ. Es sind diese unbestimmten Empfindungen aus Sehnsucht, Heimweh, Melancholie, dem Bestreben die Außenwelt auf Distanz zu halten und sie gleichzeitig, als Beobachter, in sich aufnehmen zu wollen.

Prédateurs kann vor eben diesen Empfindungen sowohl als musikalische Neuausrichtung, als auch künstlerische Emanzipation und eigenständiges Fundament schöpferischen Anspruchs gesehen werden. Ich würde es Fursy Teyssier und Audrey Hadorn wünschen, wenn sich möglichst viele Fans bereit erklären würden, mit ihnen diesen neuen Pfad zu beschreiten. Darüber hinaus wäre es spannend zu beobachten, ob es Les Discrets auf weiteren Veröffentlichungen gelingt, ihr neues musikalisches Fundament zu festigen und darauf aufzubauen.

Prédateurs erscheint am 21.04.2017 bei Prophecy Prodcutions.

Anspieltipps: Les Amis De Minuit & Le Reproche

Les Discrets - Le Reproche [taken from "Prédateurs", out April 21st 2017]

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Trackliste LES DISCRETES- Prédateurs:

01. Prédateurs
02. Virée Nocturne
03. Les Amis De Minuit
04. Vanishing Beauties
05. Fleur Des Murailles
06. Le Reproche
07. Les Jours D’Or
08. Rue Octavio Mey
09. The Scent Of Spring (Moonraker)
10. Lyon – Paris 7h34

Weblinks LES DISCRETS:

Official: http://www.lesdiscrets.com
Facebook: http://www.facebook.com/lesdiscrets/?fref=ts
Bandcamp: http://les-discrets.bandcamp.com

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