1476 – Our Season Draws Near

1476 - Our Season Draws Near
Geschätzte Lesezeit: 2 Minute(n)

10 Gesamtnote

10

“… eine schwach leuchtende Kerze des Lebens inmitten winterlicher Kälte und Leere …”

Eins kann man dieser Rezension schon mal vorweg nehmen: Neil Derosa und Robb Kavjian haben einiges eingebracht, um dieses Album zu erschaffen. Das Ergebnis ist fantastisch. Doch zuerst ein paar trockene Fakten: Bei Our Season Draws Near handelt es sich um den dritten Longplayer der aus Salem, Massachusetts, stammenden Amerikaner und das erste Album, das die Künstler zusammen mit Prophecy Productions auf den Weg gebracht haben. Dass 1476 dabei sowohl hier, als auch in ihrer Heimat kaum jemandem bekannt sind, erscheint einem wie eine dieser großen Ungerechtigkeiten des Lebens und man hofft, dass sich das mit dem neuen Album endlich ändert.

Lass Dir den Beitrag vorlesen:

Auf Our Season Draws Near bündeln beide Musiker Kreativität, Authentizität, Mystik und Hingabe zu purer Eindringlichkeit, einem aufwühlenden Sound, der einen überwältigt zurücklässt und nicht mehr loslassen möchte. Die Musik von 1476 ist satt, vielschichtig und anspruchsvoll. Deutlicher noch als auf ihren Vorgängeralben wissen die Künstler ihre musikalische Versiertheit und Kenntnisse unterschiedlichster Genres zu nutzen, um deren Grenzen zu dekonstruieren und neuartige zarte, wie harte Songkreationen zu entwickeln, ohne diese jedoch zu überfrachten oder prätentiös erscheinen zu lassen.

Our Season Draws Near fällt dabei auch derber und hungriger als noch Wildwood aus. Gitarren und Schlagzeug dominieren, einige Songs sind durch raue Screams akzentuiert. Stark sind dabei die Wurzeln des Duos zu hören, die 1476 im Punk verorten. Dessen Symbiose mit Symbolismus, Okkultismus und nordischer Mythologie, durchdrungen vom nebelverhangenen, gespenstischen Geist Neuenglands, lassen den Sound der Band auf Our Season Draws Near zu etwas Originären werden, das ich mit einer solchen Wucht noch nicht gehört habe.

Nirgends ist das exponierter zu hören als bei Solitude (Interior), dem vielschichtigsten Song des Albums. In Drumgewittern und heiserem Gesang kumuliert hier ein viereinhalbminütiger unheilvoll anschwellender Spannungsbogen und präsentiert die Loslösung dessen, was das vorangegangene sehnsüchtig sanfte Solitude (Exterior) geweissagt zu haben scheint. Anders funktionieren die beiden Song-Antagonisten Winter Of Winds und Winter Of Wolves: Haftet Ersterem die generische Natur des Zerstörerischen an, wirkt Winter Of Wolves zutiefst menschlich, beinahe fatalistisch. Our Silver Age und Our Ice Age„moon upon moon upon moon“ (seufz)– wurden dafür gemacht, sie mit dem ganzen Körper zu hören. Fast scheint es dieselbe Kraft zu sein, die den Hörer im letzten Drittel von Our Silver Age umreißt und in Our Ice Age befreit davonträgt.

Das neue Album von 1476 strotzt vor Vielfalt, Einfallsreichtum, Tiefe und aufrüttelnder Energie, Our Season Draws Near ist, um es mit einem Wort zu sagen, großartig.

1476 - Winter Of Winds [lyric video]

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Anspieltipps: Solitude (Interior) & Winter Of Wolves

Tracklist 1476 – Our Season Draws Near:

01. Our Silver Age
02. Ettins
03. Winter Of Winds
04. Solitude (Exterior)
05. Odessa
06. Sorgen (Sunwheels)
07. Solitude (Interior)
08. By Torchlight
09. Winter Of Wolves
10. Our Ice Age

 

1476 - Odessa [taken from "Our Season Draws Near"]

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Weblinks 1476:

Official: http://www.1476cult.com
Facebook: http://www.facebook.com/1476cult
Bandcamp: http://1476.bandcamp.com/album/our-season-draws-near

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