STING – 57th & 9th

STING - 57th & 9th
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8 Gesamtnote

8

Rock stars don’t ever die, they only fade away

Lass Dir den Beitrag vorlesen:

Sting ist zurück – und nein, nicht der Weltmusiker Sting, sondern der Rocker, der uns damals schon mit seiner Band The Police absolut verzauberte. Erste Songs des neuen Albums 57th & 9th durfte ich bereits im Sommer live hören und konnte danach kaum noch auf das Album warten, dass den Musiker wieder auf die Spur seiner alten Form wie bei Ten Summoner’s Tales bringen sollte.

Und ich wurde nicht enttäuscht: 57th & 9th ist ein Rockalbum geworden: ­Gitarre, Bass, Schlagzeug, Klavier. Und natürlich Stings unverkennbare Stimme, die endlich wieder rauchig-rockig klingen darf und nicht weichgespült ist. Thematisch bleibt es Sting: Es geht, wenn auch dezenter als zuvor, um Weltpolitik. Und den eigenen Tod.

Vielleicht lag es an der neuen Methodik, das Album gemeinsam mit anderen Musikern aus Ideen wachsen zu lassen und kein Konzeptalbum einzuspielen – vielleicht aber auch an der Lust, mal wieder etwas rockiger zu werden: zehn Songs lang beweist Sting, dass er noch weiß, wie Gitarren klingen können. Wer bei I Can’t Stop Thinking About You noch ruhig sitzen bleiben kann und nicht wenigstens mit dem Kopf mitnickt, muss taub sein. Eine Hymne, die sich im Ohr festhängt – definitiv Hitpotential. Stark ist auch 50.000, das Sting nach dem Tod von Prince geschrieben hat. „Another one of our com­rades is taken down“, singt der 65-Jährige. Aber wird dann gleich tröstlicher, in dem er feststellt: „Rock stars don’t ever die, they only fade away“. Und genauso ist es auch – die Seele lebt durch die Musik ewig weiter. Poppiger kommt da One Fine Day daher. Ohne erhobenen Zeigefinger singt Sting über den Klimawandel als Auslöser für Migration. Dabei bedient er sich wie immer seiner rhetorischen Mittel: er sagt nicht selbst, sondern lässt Wissenschaftler oder die Geschichte für sich sprechen.

Von vielen anderen Kritikern und Islampredigern oft angeprangert wurde der Song Inshalla. Er sei fehlplatziert, zu Islam-freundlich und überhaupt – wie könne man solch einen Song im Bataclan zum Eröffnungskonzert singen? Während des ersten Hörens, fiel mir spontan ein Lied ein, das meine Mutter immer für mich gesungen hat. Stings Song erinnert mich an dieses und löste direkt eine wohlige Wärme aus –wie gesagt, ohne Hintergründe oder den Text zu kennen. Für mich ist Inshalla – wenn Gott will – eine wunderbar friedliche Ballade. Und eine gelungene dazu.

Eine nette Anekdote am Rande, zur Entstehung der Texte: “Ich trickste mich und die eigene Bequemlichkeit bewusst aus, um die Muse anzustacheln. Dafür schloss ich mich aus dem Appartement aus und schrieb auf der eiskalten Terrasse mit einer Tasse Kaffee. Zurück ins Warme dürfte ich erst, wenn ein Text fertig war.” Jeder, der vom Schreiben lebt, kennt solche Tricks. Schön zu sehen, dass auch ein Rockstar wie Sting sie manchmal nötig hat, um die Kreativität hervorzulocken.

Ein rundum gelungenes Album, das an die goldenen Tage von Sting absolut heranreicht.

Tracklist STING – 57th & 9th:

01. I Can’t Stop Thinking About You
02. 50,000
03. Down, Down, Down
04. One Fine Day
05. Pretty Young Soldier
06. Petrol Head
07. Heading South On The Great North Road
08. If You Can’t Love Me
09. Inshallah
10. The Empty Chair

Termine STING Tour 2017:

25.03.2017 Hamburg, Sporthalle,
29.03.2017 Stuttgart, Porsche Arena
04.04.2017 Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle

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