NOYCE™ – Düsseldorf, Stahlwerk (12.11.2016)

Fotos: NOYCE™
NoyceTM, © Martina Peitz
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Wer feiert seinen Geburtstag schon gerne alleine. Zum 20-jährigen Bandbestehen lassen es Noyce™ im Stahlwerk so richtig krachen und haben für die große Sause zwei weitere Bands arrangiert, die ihre Musik ebenfalls tanzbar und synthetisch formen.

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Die jüngste Band an diesem Abend eröffnet die Feier zum Zwanzigsten. Das Berliner Duo Adam Is A Girl mischt seit zwei Jahren in der Elektroszene mit. Für ihren Auftritt ist die Bühne mit blattlosen Baumstämmchen dekoriert, an denen kleine Glühlampen hängen. Zwischen dieser minimalen Dekoration stehen die Drums von Alex Pierschel und das Mikrophon von Anja Adam. Daneben ein Tasteninstrument, welches die Berlinerin zwischenzeitlich ebenfalls bedient. Mitten über den Augen der Sängerin befindet sich ein breiter schwarzer Balken, der das Gesicht geheimnisvoll verziert. Eher zaghaft und schüchtern dringt die Musik anfangs durch den Saal, dennoch berühren die ersten Takte die Besucher, die sich langsam der Bühne nähern. Die Songs vom Debütalbum Of Daydreams And Nightmares füllen die Setlist, welche zudem mit einem Coversong und nagelneuen Stücken erweitert wird. Der treibende Schlagzeugtakt und synthetische Beats sorgen für Bewegungsschübe beim Publikum, mit denen man sich gut in die Nacht eintanzen kann.

In die Mitte der Party ist ein weniger unbekanntes Duo geschlüpft. Bei dem ein und anderen, klein und größeren Konzert, in unmittelbarer Vergangenheit, waren Beyond Obsession schon der Auftakt für gute Stimmung. Heute sollte dieses Vorhaben auch funktionieren, die vorgefertigte Feierlaune des Publikums müssen die zwei nur übernehmen. Mit ihrem lupenreinen Synthiepop ist das eine leichte Aufgabe, außerdem gelingt dies mit den neuen Songs des aktuellen Longplayers ausgezeichnet. Die Füße wippen unverzüglich zu den ersten Takten von Louder mit. Auch die Freude der beiden Musiker färbt sich problemlos auf die Zuschauer ab. Der pulsierende Beat und die poppigen Melodien von Weight Of Words Memories Fade oder dem Titeltrack Moment Of Truth lassen keinen Fuß stillstehen. Eine anständige Portion Applaus nach jedem Stück, quittiert der Band, dass sie alles richtig machen. Wenn die Altherren Sparks gecovert haben und Martin L. Gore damit geehrt wird, bekommt der schwungvolle Abend mit Never Turn Your Back On Mother Earth eine kurze Unterbrechung. Doch im nächsten Augenblick brummt der Synthie und lädt erneut zum Tanzen ein, bis die Geburtstagskinder auf der Bühne stehen.

20 Jahre ist es her, dass Noyce™ das erste Mal im Stahlwerk Düsseldorf auf der Bühne standen. Nun, zwei Jahrzehnte später, steht die Band erneut in der gleichen Location auf den Brettern, die die Welt bedeuten, um selbst zu feiern und sich feiern zu lassen. Das haben sie sich schließlich auch verdient! Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit, dennoch stehen Fans im Publikum die auch beim ersten Gig anwesend waren. Ein anderer hat es vom Fan sogar zum Bandmitglied geschafft!

Die Jahre sind nicht spurlos an Noyce™ vorbeigegangen. Songperlen wie Headland, White Noise, Year 03, This World sind entstanden, auf die kein Fan der Düsseldorfer mehr verzichten möchte. Das sind nur ein paar Beispiele, denn gefühlt erscheint die Liste endlos. Unzählige Stücke der Vergangenheit setzten sich bei diesem speziellen Konzert zu einer großen Geburtstagstorte mit Sahnehäubchen zusammen. Das Publikum muss zum Tanzen nicht überredet werden. Aus der hinteren Reihe schaut man über wippende Körper und hochgestreckte Arme hinweg. Jeder Song wird lautstark umjubelt und die Anfangstakte jedes Nachfolgers genüsslich aufgenommen. Mit weitausgetreckten Armen steht Sänger Florian Schäfer vor dem Mikrofon, als möchte er die ganze Welt umarmen. Dann wieder tänzelt er am Mikrophon umher oder er schließt seine Augen beim singen. Markus Poschmann lässt heute die Finger von den Tasten und ist nur für die Bearbeitung der Saiten zuständig. Die elektronischen Klänge fügt Oliver Fritz Goetz in nebeliger Kulisse hinzu. Der vierte Noyce-Mann im Bunde ist Jens Schilling, der sich hinter seinem Schlagzeug-Turm nur hörbar zeigt. Zwei Gastmusiker an Gitarre und Violine runden den Sound ab.

Emotionen stehen bei der Musik von Noyce™ immer hoch im Kurs. Zwischen den Reigen der Heiterkeit wird das traurig, nachdenkliche Stück Karolinka geflochten. Auch in solch Glückgefühlten Momenten darf das Unheil dieser Welt nicht verdrängt werden. Der Übergang ist schnell wieder hergestellt.

Zu einer richtigen Geburtstagsfeier darf eine bunt, geschmückte Torte natürlich nicht fehlen. Prompt wird diese in einer kurzen Verschnaufpause auf der Bühne serviert. Lange aufhalten ist für die Band nicht drin, der bisher ungehörte Rest der Setlist muss schließlich noch in die Ohren der Gäste landen. Dann flackern wieder die grellen und bunten Lichter der Scheinwerfer. Bis diese endgültig ausgeknipst werden, ist schon längst ein neuer Tag angebrochen.

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