BAD RELIGION + RIDEAU – München, TonHalle (17.07.2016)

Fotos: BAD RELIGION
Bad Religion, © Dietmar Grabs
Geschätzte Lesezeit: 3 Minute(n)

Über 35 Jahre gelebte Musikgeschichte. Oder auch: Punk-Geschichte. Sind doch Bad Religion so etwas wie Ur-Punks, die das Genre mit definiert haben. Während andere Bands längst die Instrumente beiseitegelegt haben, zeigen sich bei Bad Religion keine Müdigkeitserscheinungen. Das Haar mag mal weniger grau gewesen sein, aber das alles sind Nebensächlich- und Äußerlichkeiten, die das zahlreiche Publikum nicht davon abhielten, der Band einen Abend vor ausverkauftem Haus in der TonHalle zu bescheren, in der ein gut gemischtes Publikum zu finden war, das zeigte, das Bad Religion auch nach all den Jahren noch neue Hörer gewinnen können.

Eine Band, die ebenfalls von diesem ausverkauften Haus gut profitieren konnte, waren die Schweden von Rideau, die hier den Job des Support-Acts übernommen haben. Und dafür haben sie sich auch ordentlich in Schale geworfen. Mit Hemd und Krawatte oder anderweitig ungewohnt elegantem Aussehen für ein derartiges Ambiente stand man da und rockte sympathisch los. Dem Punk-Rahmen des Abends wurde man locker gerecht, Nummern wie Ecstasy zeigten eine deutliche Härte, wussten aber gleichermaßen mitzureißen und hatten in all der Härte eine spürbare Eingängigkeit. Die Hook vom Bass war da, Riff-geschwängerte Gitarren und viel Bewegung auf der Bühne und auch daneben, denn einen Sänger, der mal eben im Publikum die Säulen hochklettert, hat man auch nicht alle Tage.

Im Mittelpunkt stand dabei natürlich das jüngst veröffentlichte selbstbetitelte Debüt-Album der Schweden, bei dem Nummern wie das rasante Bloodshot oder auch No air no food no luck mit seiner gut dosierten Härte deutlich punkten konnten. Aber auch zwischen den Nummern konnte die Band Punkten, denn in den Ansagen trafen sie mit einem sympathischen Humor immer wieder den Nerv des Publikums. Kein Wunder also, dass es nach den neun Stücken des Sets großen Applaus gab. Weitere Pluspunkte gibt es dazu noch für die Nähe am (zu weiten Teilen vermutlich) neu gewonnenen Fan, denn man zeigte sich durchweg am Merchandise-Stand präsent, um Fotos zu nehmen, CDs und Vinyls zu unterschreiben und/oder sich einfach nur eine Runde zu unterhalten. Eine starke Band, die man auch auf Headliner-Tour wieder besuchen würde.

Setlist RIDEAU @ München, TonHalle (17.07.2016):

01. Intro – Eye closure
02. Ecstasy
03. The bull and the dove
04. No air, no food, no luck
05. Blood on our hands
06. So you say you´re sorry
07. Bloodshot
08. Again
09. Stand Still

Punkt 21 Uhr dann die alteingesessen Recken von Bad Religion, die mit Crisis Time vom aktuellen Album True North direkt in die Vollen gingen und es vermochten, binnen rund 100 Minuten mal eben eine Reise durch 16 Studio-Alben zu absolvieren und dabei das Publikum durchweg auf ihre Seite zu ziehen. Selten hat man an einem Abend soviele Biere durch die Luft und soviele Menschen durch die Menge crowdsurfen sehen. Ganz eindeutig: Bad Religion waren die Chefs im Ring und zelebrierten den Abend ganz nach Maß. Wenn dann beispielsweise ein Stranger Than Fiction schon an fünfter Stelle (von wohlgemerkt 33 Stücken!) gespielt wird, merkt man auch, wie groß die Hit-Dichte der Band in all den Jahren geworden ist.

Das Konzept des Abends war dabei eigentlich recht einfach: Rocken! Die Zahl der Ansagen von der Bühne aus war dabei eher gering, aber der Trip durch die Bandgeschichte dafür eben gigantisch. Es mussten dabei auch gar nicht immer Hits sein, die gespielt wurden, denn das ganze Auftreten der Band war durchweg einnehmend. Aber natürlich: Stücke wie Generator oder auch das recht spät gespielte 21st Century (Digital Boy) sollten dabei nicht fehlen. Anschließend bestritten Only Rain, Infected und Sorrow das große Finale der Show. Wobei: Naja, zumindest vorerst. Denn klar, hier fehlten noch Nummern. Für zwei Stücke kam die Band noch wieder. Ohne Punk Rock Song und American Jesus hätte sie eh keiner gehen lassen, diese gab es dann auch in Bestform.

Jetzt zu sagen „auf weitere 35 Jahre“ wäre vielleicht etwas optimistisch, aber mit Bad Religion ist in dieser Form sicher noch lange zu rechnen. Da passt es gut ins Bild, dass für 2017 ein neues Album angekündigt. Sollte es dazu wieder eine Tour geben, wüsste der Autor dieser Zeilen auch bereits mindestens einen Zuschauer, der wieder mit von der Partie wäre…

Setlist BAD RELIGION @ München, TonHalle (17.07.2016):

01. Crisis Time
02. Supersonic
03. Prove It
04. Can’t Stop It
05. Stranger Than Fiction
06. Change of Ideas
07. Big Bang
08. No Control
09. Sometimes It Feels Like…
10. I Want to Conquer the World
11. Sanity
12. Henchman
13. Billy
14. You
15. Turn on the Light
16. Recipe for Hate
17. Against the Grain
18. Fuck You
19. Fuck Armageddon… This Is Hell
20. The Hopeless Housewife
21. Do What You Want
22. Delirium of Disorder
23. Let Them Eat War
24. Los Angeles Is Burning
25. Best for You
26. Robin Hood in Reverse
27. Generator
28. 21st Century (Digital Boy)
29. Only Rain
30. Infected
31. Sorrow
32. Punk Rock Song (Z)
33. American Jesus (Z)

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