WAVE-GOTIK-TREFFEN (WGT) 2016 – Freitag 13.05.2016

WAVE-GOTIK-TREFFEN (WGT) 2016 - Freitag 13.05.2016
Peter Murphy, © Michael Gamon
Geschätzte Lesezeit: 7 Minute(n)
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Freitag, das 25. Wave-Gotik-Treffen beginnt nach der Eröffnungsfeier im Belantis nun auch regulär. Wie jedes Jahr stehen zahlreiche Künstler / Bands auf zahllosen Bühnen bereit. Bei der Vielzahl der Genres ist eigentlich für jeden was dabei.
Der Bericht ist daher nach dem jeweiligen Ort zusammengefasst um etwas im jeweiligen musikalischen Kontext zu bleiben 😀

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Agra-Treffenpark

19:00 Uhr
Mit einem exklusiven Deutschland-Konzert eröffnet, die aus Seattle stammende und 1997 gegründete Steampunk Band, Abney Park das 25. Wave-Gotik-Treffen 2016 auf der Agra. Die Musik, eine Mischung aus “Post Punk”, “Post Industrial” und “Post Gothrock”, zieht vor allem Steampunker und vorwiegend Fans aus aller Welt in die große Agra Halle. Die Band um Fronter Robert Brown wird begeistert, von einem noch sehr übersichtlichen Publikum, empfangen. Mit ihren speziellen Steampunk-Kostümen, den altertümlichen Musikinstrumenten und einem abwechslungsreichen Sound, ziehen sie jedoch ihre Fans schnell in den Bann. Nach und nach füllt sich die Halle, das Publikum tanzt ausgiebig, springt und singt mit. Immer wieder steigen Seifenblasen aus dem Publikum empor und verleihen der Agra Halle ein wenig Steampunk Flair. Spätestens bei Ihren Hits Airship Pirate und Rise Up gibt es kein Halten mehr. Obwohl die Band etwas distanziert wirkt und eine Art Pflichtprogramm absolviert, wird sie dennoch mit viel Applaus, allerdings früher als geplant, von der Bühne verabschiedet. (KS)

20:45 Uhr
Der mystisch daherkommende Intro Sound lässt die Ungeduld des doch sehr zahlreich vorhandenen Publikums am Ende des Stückes in viel Applaus münden. Unter Nebel und mit den passenden Lichteffekten erscheinen dann endlich Faun auf der Bühne und eröffnen das Konzert gleich mit dem wohl aktuell bekanntesten Song Diese kalte Nacht. Fast die gesamte Zuschauermenge stimmt sofort mit ein, wie auch bei dem darauffolgenden Song Walpurgisnacht. Die 1999 gegründete Band vereint alte Instrumente wie Dudelsack, Drehleier, Harfe, Laute, Taiko Trommeln mit modernen Einflüssen und verzaubert seither ihre Fans mit wundervollen harmonischen Klängen. Im Wechsel präsentieren die virtuosen Musiker um Oliver S. Tyr, Fiona Rüggeberg und Katja Moslehner ruhige, betörende althochdeutsche Zaubersprüche und bekannte Songs mit Einflüssen des “Celtic”- und “Nordic-Folk” zum mitsingen und tanzen. Leider transportiert das stählerne Konstrukt der Agra-Halle nicht das naturverbundene und mystische Faun-Feeling. Trotz passender Lichtshow und relativ guter Akustik kommt der Faun-Sound an authentischeren Spielorten besser zur Geltung. Die Fans feiern dennoch ihre Band und danken ihnen mit viel Beifall. (KS)

00:15 Uhr
Vor 38 (!!) Jahren wurden Bauhaus gegründet, also immerhin 13 Jahre nochmal oben drauf auf die WGT-Historie! Seit 2008 sind Bauhaus mal wieder Geschichte, doch zum Glück konnte man Peter Murphy und seine aktuelle Solo-Begleitband pünktlich zum WGT-Jubiläum überzeugen, alte Klassiker der Wavegötter zu performen, aber mit A Strange Kind Of Love auch (leider nur) einen Solosong unterzubringen. Peter ist auch heute noch eine Lichtgestalt und der Einfluss seines Idols David Bowie, der am 10. Januar verstarb, ist vielfach zu spüren. Singen die Fans in den ersten Reihen schon zu Beginn mit, bewegen sich die Lippen aller spätestens ab The Passion Of Lovers synchron, zumal er mit She’s In Parties gleich noch einen Hit nachschiebt und “Leipzig” immer wieder anfeuert. Richtig ab geht es dann beim Kracher Dark Entries, bevor natürlich das tolle “Ziggy Stardust” in einer grandiosen Version die ‘Mr. Moonlight show’ mit dem Besten von Bauhaus -aber ohne Bela Lugosi’s Dead – beschließt und die Anwesenden in die tiefe Nacht entlässt. (MG).

Heidnisches Dorf

21:30 Uhr
Eine Geschichtsstunde mit Leaves’ Eyes steht nun auf dem WGT-Plan: Pünktlich um 21:30 Uhr betritt die Band die Bühne im Heidnischen Dorf. Der Platz vor dieser hat sich ordentlich gefüllt. Ich kann mich aber trotzdem bis in die erste Reihe vorkämpfen und es ist auch noch genügend Freiraum zum Tanzen da. Wird es die deutsche Symphonic Metal-Band auf ihre unglaublich eingängige Weise schaffen, ein Stück nordischer Mythologie, musikalisch eindrucksvoll auf dem WGT im Heidnischen Dorf umzusetzen? Wird man den Abgang von Frontfrau Liv Kristine musikalisch und stimmlich kompensieren können? Die Bühne dekorieren vier riesige Wikingerschwerter und zu Beginn und am Ende des Konzertes kommen die Wikinger des Heidnischen Dorfes auf die Bühne, um eindrucksvoll ihre Schwerter auf die Schilder zu hauen und somit einen Höllenlärm zu veranstalten. Neben der neuen finnischen Sängerin Elina Siirala und ihrem bezaubernden, aber auch kraftvollem Gesang überzeugt die Band um Alexander Krull mit ausgefeilten, aber nicht überladenen Arrangements. Die Band schafft es, Metal-Elemente wie harte Gitarren, Genre-typische Growls (Alexander Krull) und den engelsgleichen Gesang der finnischen Sängerin in harmonischer Weise zu verbinden. Somit lassen Leaves’ Eyes ihre Fans wieder einmal musikalisch an den Sagen und Legenden der nordischen Geschichte teilhaben und vermitteln in mitreißender Weise ihre Begeisterung für die gewaltige Natur Skandinaviens. Zusätzlich heizt Pyrotechnik in Form von Feuerfontänen die Massen vor der Bühne ordentlich mit ein. Zwischendurch verraten uns Sänger Alexander und Sängerin Elina, dass sie ein Video zu Edge of steel produziert haben und dieses seit 10.Mai 2016 zu sehen ist. Die anwesenden Fans schütteln ihr meist langes Haar von einer Seite auf die andere und Sänger Alexander animiert immer wieder das Publikum zum Klatschen, Mitsingen und Abfeiern. Sängerin Elina lässt sich dadurch nicht beirren und singt souverän ihren Part. Mit tollen Tanzeinlagen schafft sie es, dass Publikum mit ihrer Bühnenpräsenz zu begeistern. Zum Glück hat auch das Wetter ausgehalten. Zum Schluss werden alle vier Schwerter symbolisch zum Brennen gebracht. Das Publikum feiert frenetisch bis Band und Wikinger die Bühne verlassen. Mit leichten Genickschmerzen und einem freudigen Grinsen im Gesicht, geht’s zum nächsten Metstand, um das Füllhorn neu zu füllen. Was für eine tolle Show und ein gelungener Abschluss, der leider wieder einmal viel zu schnell gekommen ist. Leaves Eyes sollte man sich -aiuch mit neuer Sängerin- einmal live angesehen haben. (CM)

Volkspalast – Kuppelhalle

22:00 Uhr
Vor 5 Jahren waren sie zuletzt an gleicher Stelle beim WGT dabei, heute feiern sie ihr 35. Bandjubiläum und immerhin bereits ihren neunten WGT-Auftritt: In The Nursery! Und die Briten verwöhnen die Fans von Beginn an mit allerlei Klassikern und gerade die Alteingesessenen Anhänger genießen so manchen Song der Anfangstagen, der sonst nicht immer zum Standardrepertoire gehört. Besonders Mystery kommt sehr gut an, ist aber nur eines der vielen zu nennenden Beispiele. Schade dass die Kuppelhalle, vermutlich aus Unfallvorsorge, recht hell beleuchtet ist und so eher die Bühne im Dunklen untergeht, als das Publikum. Ein abgedunkelter Raum hätte sicher für noch mehr Atmosphäre gesorgt, Potential hat die Musik der Briten dafür schließlich im Überfluss! Doch auch so war es wieder einmal ein faszinierendes Erlebnis. (MG)

Stadtbad Leipzig

18:50 Uhr
Hearts Of Black Science um den ehemaligen Horrorregisseur Tomas und Crippled Black Phoenix Sänger Daniel sind das erste Mal in Deutschland und für viele einer der ganz großen Geheimtipps des diesjährigen WGTs. Nachdem ein paar kleine technische Probleme überstanden waren, ging es richtig los und Hearts Of Black Science konnten ihre Stärken im knapp halb gefüllten, wunderschönen Stadtbad voll ausspielen. Die beiden Schweden erzeugten mit ihrem elektrifizierten Post Rock tolle Klangatmosphären, die mal sphärisch, dann aber auch recht flott daherkamen und die Zuhörer geradezu verzauberten und zugleich zum Tanzen brachten. Sehr gut möglich, dass wir von den beiden in Zukunft noch so einiges hören werden, verdient haben sie es definitiv, für mich waren Hearts Of Black Science ein absolutes Highlight des Wave-Gotik-Treffens 2016! (MG)

20:10 Uhr
Etwas zurückhaltend begrüßt die von Projekten wie Phosphor und Minuit Machine bekannte Hélène de Thoury alias Hante. die Zuschauer im nun deutlich stärker gefüllten Stadtbad. Zunächst nur hinter ihrem Mixertisch, wagt sie sich dann kurz darauf auch weiter nach vorne und sorgt verbunden mit den arktischen Backgroundvideos für eine düster, kalte Stimmung in der Halle, natürlich im best-möglichen Sinne! Monotone Schläge hämmern sich in unser Gehör und vor allem faszinierende Klangwelten gehören zum Repertoire der Französin, deren Auftritt mit weit mehr als nur Höflichkeitsapplaus bedacht wird und die den Saal mit ihrer ganz eigenen Interpretation von Haunted Wave zum Tanzen bringt. (MG)

NonTox

16:30 Uhr
Angekommen im NonTox, einer mir bis dato unbekannten Location im Süden von Leipzig, war ich ziemlich erstaunt, dass es ein Open-Air Konzert werden wird. Das Besondere an dieser Location ist, dass auch Nicht-WGT-Besucher mit einem Tagespreis von 15,00 € die Konzerte genießen können. Neben einem kleinen Bahnhofsgebäude ist eine kleine Bühne aufgebaut. Pünktlich 16:30 Uhr betraten Sänger Marc Ziegler, Keyboarder Guido und der Gitarrist die Bühne. Im Hintergrund hing ein großes Bandplakat, links und rechts der Bühne strhen Banner im typischen schwarz-weißen Seelennacht Design. Für eine Band wie Seelennacht doch beachtlich. Stilgerecht hat sich Frontmann Marc im schwarzen Anzug gekleidet. Bereits jetzt schon am frühen Nachmittag hat sich eine beachtliche Meute Fans vor der Bühne aufgebaut, um die Musik von Seelennacht genießen zu können. Die Band scheint mittlerweile eine kleine Fanbase aufgebaut zu haben. Bereits beim ersten Song kommt Partystimmung auf, die anwesenden Fans singen einstimmig und textsicher mit. Es wird ausgiebig getanzt. Auch ich kann mich dem einschlägigen Rhythmus nicht entziehen und tanze begeistert mit. Wer gerne Bands wie Blutengel hört und auch mag, wird bestimmt über diese Band unweigerlich stolpern. Sänger Marc animiert seine Fans immer wieder zum Klatschen, Mitsingen und -tanzen. Das heizt die Stimmung richtig an. Da auch das Wetter ziemlich gut ist, macht für mich das erste Konzert an diesem Tag richtig viel Spaß. Sänger Marc verkündet zum Schluss, dass es am Merchandise-Stand von Seelennacht heute etwas ganz Besonderes gibt, nämlich ein Code zum Downloaden der EP Schwarz bewegt. Die Band hat etwas Neues in petto, der Gitarrist hat bei dieser EP einen bedeutenden Part. Die Songs Schwarz bewegt und My Shelter erklingen daher rockiger und harmonieren mit der doch etwas kühlen Elektronik ziemlich gut. Leider ist das Konzert nach gut einer Stunde dann doch viel zu schnell vorbei. Gleich nach dem Konzert hole ich mir diesen Code und lade die EP auf mein Handy. Im Auto hatte ich meine beiden CDs von Seelennacht mit und ließ mir diese von Sänger Marc unterzeichnen. Ein sympathischer Künstler, der auch keine Berührungsängste mit seinen Fans hat und gern bereit ist mit ihnen zu quatschen. Für mich ist dieses Konzert ein gelungener Opener in das komplette WGT-Wochenende. Besser hat es nicht beginnen können. (CM)

17:30 Uhr
Glenn Love ist ein in Toronto, Kanada lebender Künstler, der Musik kreiert, die im Industrial- bzw. Darkelectro-Genre anzusiedeln ist. Zur Band gehören noch eine elfenhafte Keyboarderin und ein Gitarrist mit Rasta Zöpfen. Da es erst später Nachmittag ist, ein doch etwas heftiger Brocken am heutigen Tag, aber sobald ich mich auf diese doch sehr harte Musik eingelassen habe, macht es ziemlich viel Spaß: Einfach lauschen und das Tanzbein schwingen. Bereits zu den ersten Takten können diese nämlich nicht mehr still stehen. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass es mir nicht nur allein so geht. Es sind nun doch etwas weniger Besucher anwesend, als bei der Band vorher, aber die die da sind, machen begeistert mit. Die Musik ist nicht nur hart, sondern auch noch richtig gut tanzbar. Die Musik Glenn Loves setzt sich irgendwo in den Windungen meiner Ohren fest und pustet mir somit mein Gehirn frei. Richtig gut um mal abzuschalten und an nichts weiter denken zu müssen als an diese harten, stampfenden Beats und dazu abzutanzen. Alle haben dieses verzückte Lächeln im Gesicht. Die Bühnendekoration besteht aus einer im Hintergrund stehenden Leinwand, auf der Lichtsequenzen projiziert werden. Glenn Love gibt ordentlich Gas, was zu dieser Uhrzeit schon bemerkenswert ist. Diese Band muss in einer größeren Location und weit später am Abend auftreten, dann sind auch bestimmt ein paar mehr Fans anwesend, die diese Musik gut finden. Witzig finde ich, dass die Keyboarderin versucht mitzusingen, aber nur ein „lala lala“ herausbringt. Das tut aber dem Auftritt der Band keinen Abbruch. Nach gut einer Stunde Dauerzappeln ist auch dieses Konzert leider viel zu schnell vorbei. Dafür habe ich in meiner Blutbahn eine gehörige Portion Adrenalin gebunkert. Fröhlich hüpfend geht es zur nächsten Location und zum nächsten Konzert. (CM)

Redaktion: Claudia Marquadt (CM), Katrin S. (KS), Michael Gamon (MG)
Foto: Claudia Marquadt (CM), Danny Sotzny (DS), Michael Gamon (MG)

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