L’Âme Immortelle – Unsterblich Tour 2016

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Getrennte Wege

Wie ihr aus diesen Zeilen herauslest, habe ich mich während dieser Zeit schwer auf die Seite der Lady geschlagen. Insbesondere die Konzerte in der Wernigeroder Schlosskapelle waren stets ein Traum. Mit Electrogeknüppel, speziell dem Uniformierten, ist das dagegen immer so eine Sache — schmal der Grat an Visualität, den Tanzdiktator Rainer in seinem Bonker für Nachtmahr ersonnen hatte. Ein Spiel mit dem Feuer, das polarisiert, das aufwühlt und gerade deshalb funktioniert?! Einerseits war es ja recht faszinierend zu sehen, wie derselbe Kerl, der eben noch in düsterer Romantik schwelgte, im nächsten Augenblick mit dem Panzer um die Ecke gerollt kam. Jekyll & Hyde?! Nur ein Sith kennt nichts als Extreme und die Macht war stark in ihm! Für meinen Geschmack bekam der Spaß aber spätestens nach dem Videoclip zu Can you feel the beat irgendwo ein Loch. Frauen verhauen (lassen), foltern und anschließend ganz erlegen? Darth Rainer war ein böser Junge! Ob sich jene künstlerische Kluft, die hier zwischen den beiden L’Âme Immortelle-Köpfen zu Tage trat, jemals wieder auf einen Nenner bringen ließe?

*** OHNE DICH ***

Doch wie so oft im Leben zogen sich die Gegensätze eines Tages wieder magisch an. Womöglich mussten die zwei erst auf Distanz gehen, sich ausleben, um zu erkennen, was sie aneinander hatten. Zu weit waren sie zuvor gemeinsam gelangt, um LAI auf derart klanglose Art beendet zu wissen. Aus den Ruinen ihrer Träume geriet die Auferstehung von L’Âme Immortelle 2012 zur Rückkehr auf Raten. Momente sowie viele Interviews aus jener Zeit zeugten von der Zerbrechlichkeit, in der sich der Bund der beiden Akteure befunden haben musste. Produziert von Patrick Damiani (Rome) haftete dem Werk zudem ein eigentümlicher Limbus-Charakter an, irgendwo zwischen Vergangenheitsbewältigung, Tod und ewigem Leben. Momente wirkte, gewollt oder unbewusst wie der Lost Chapter eines unvollendeten Buchs, ein Übergangsritual auf dem Weg zu Unendlichkeit oder, noch besser, der Unsterblichkeit!? Gemeinsame Konzerte gab es vorerst keine. Stattdessen unterstrichen Sonja und Thomas mit dem in zwei separate Tonträger geteilten Remixalbum Fragmente weiters ihre individuellen musikalischen Stile. Rainer-Style vs. Sonja-Style. Schlussstrich oder Neuanfang? Die Zeit würde es zeigen!

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