TURBOSTAAT – Abalonia

TURBOSTAAT – Abalonia
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9 Gesamtnote

9

Turbostaat, die so meisterlich die Kunst der Abstraktion beherrschen, nehmen auf ihrem sechsten Album Abalonia kein Blatt vor den Mund und finden allzu klare Worte für die momentane Situation in Deutschland, um gegen die Brandstifter, die das Feuer der Ausländerfeindlichkeit neu entfacht haben, zu wettern. „Komm mit mir / Wir bleiben nicht zum Sterben hier“, singt Jan Windmeier im Opener Ruperts Gruen und streckt dem Hörer die Hand entgegen und nimmt ihn mit auf die Reise durch ein modernes Märchen, das die Komplexität einer Momentaufnahme besitzt, „Denn alles ist besser als der Tod“.

Turbostaat finden auf Abalonia klare Worte gegen ausländerfeindliche Brandstifter

Semona, die bereits in der ersten Singleauskopplung Abalonia erwähnt wurde, steht im Vordergrund dieser Geschichte. Sie verlässt ihre Heimat in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Es ist aber nicht nur ihre Geschichte, die auf Abalonia erzählt wird: Es kommen auch Randfiguren, wie Der Zeuge oder Wolter vor, deren Perspektive eingenommen wird. Wut, Hass, Hoffnung – Jan Windmeiers Gesang untermauert stets die Gefühlslage der einzelnen Songs, während im Hintergrund die Gitarren mal kratzig schrammeln, mal verhalten flüchtige Akkorde erklingen. Doch nie verlieren sich die fünf Punkrocker in ihren Fiktionen und schaffen immer wieder Bezüge zur Realität, die sich nicht von der Hand weisen lassen und drücken den Finger tief in die Wunde: Im Dunkeln liegt die Oper / Die Stadt doch viel zu nett / Für die hässlichsten Gedanken in euch“. Natürlich lassen sich auf Abalonia auch diese, für Turbostaat typisch, wunderbar verschachtelten Songs, die unter dem Deckmantel der Abstraktion leben, wie im Falle von Eisenmann, wiederfinden. Lose betrachtet, wirken die insgesamt zehn Stücke wie verschiedene Teile, die keine Verbindung zueinander haben. Der Blick täuscht. Das Bindeglied ist das kleine, aber eben doch so große Wort „Tod“, das synonym für das Ende, die Hoffnungslosigkeit und die Ausweglosigkeit steht.

Turbostaat ziehen auf ihrem neuen Werk die Konturen der momentanen Ereignisse nach ohne dabei schwarz zu malen und deuten einen hellen Fleck am Horizont an: Zukunft, Hoffnung – vielleicht das besungene Abalonia.

Tracklist TURBOSTAAT – Abalonia:
01. Ruperts Gruen
02. Der Zeuge
03. Der Wels
04. Die Arschgesichter
05. Wolter
06. Eisenmann
07. Totmannknopf
08. Geistschwein
09. Die Toten
10. Abalonia


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