ARCHITECT – Mine

Interview: Daniel Myer (ARCHITECT, HAUJOBB, DSTR, Ex-COVENANT)
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8 Bewertung

8

Architect – Mine

Daniel Myer hat nie Langweile. Nicht nur, dass er mit seinen Projekten Haujobb und Destroid genug zu tun hat, er war sogar zeitweise Mitglied von Covenant, gestaltet den jährlichen Planet Myer Day in Leipzig und hat u.a. mit Alan Wilder (Recoil) zusammengearbeitet. Nun also erscheint das neue Werk Mine des Dark Ambient Projektes Architect und auch das weiß mit einigen Gastmusikern zu überraschen und auf jeder Linie zu überzeugen.


Mine
beginnt mit einer spannungsgeladenen Reise namens Altitude. Ein langes Intro mit sphärischen Sounds, die sich immer weiter verdichten und in einen Myer typischen Beat und Echoklänge münden. Schon ist man inmitten des Klangkosmos wohltemperierten Genusses angelangt, in dem man gerne ein wohltuendes Bad nimmt. Closer präsentiert dann zum ersten Mal die Stimme der Black Nail Cabaret Sängerin Emese Arvai-Illes, die ihre ganze Seele in den Track legt. Erinnert die ganze Attitüde ein wenig an Portishead, geht Architect aber in eine andere Richtung. Der Hörer muss sich nicht lange bitten lassen, denn „Come closer“ flüstert Emese und das sollte man auch machen, um den Song genügend wertzuschätzen. Neverending schlägt wieder den Bogen zu Altitude, denn der Track braucht eine Weile um sich zu entwickeln. Das scheint auch ein Stilmittel des Albums zu sein: erst Aufbau der Stimmung, dann Rhythmus, dann die Hauptharmonie. Erstmals kann man hier auch moderne Elemente hören: dezente Dubstep- und Click ´n Cuts-Sounds paaren sich hier mit Soundtrack-ähnlicher Atmosphäre. Experimenteller geht es mit Freaks weiter, hier hat man einen klassischen Daniel Myer Beat mit pulsierender Bassline und verdrehten Arpeggios. Etwas anders instrumentiert und mit männlichem Gesang hätte man fast einen lupenreinen Haujobb Track vor sich. Es wird Zeit, für Abwechslung: Immaterial, die Singleauskopplung der CD startet mit der zärtlichen Gitarre von Felix Gerlach (Diary of Dreams) und wird erneut mit Emese geadelt. Ihre Stimme wird an einigen Parts so verfremdet, dass man sich fast erschreckt und umdreht, um zu schauen, ob nicht ein Geist einem gerade ins Ohr geflüstert hat. Aber alles ist gut, man kann sich entspannen und dem Titel Benq lauschen, der direkt aus dem Film „Bladerunner“ zu kommen scheint. Vangelis (Chariots of Fire) würde sich hier wohlfühlen. Trancige Pizzicato-Sounds und knarzende Sägezahnbässe dominieren The Sun und Arvai-Illes´ Organ tritt hier etwas in den Hintergrund und macht dem gekonnten Arrangement Platz. Fast wie ein vertontes Gebet wirkt Set My World On Fire, denn die stark verfremdete Männerstimme hält einen langen Monolog und in der Ferne antwortet Emese mit den Worten „Set my world on fire“. Bilder eines eisbedeckten Berges kommen dem Hörer in den Sinn: The Mountain Top trägt ihn auf einer Wolke über die Alpen, hält ihn fest und sicher, hält ihn warm. Hummingbird ist der Anwärter auf die nächste Single des Albums, denn die Melodie ist so wunderschön, dass sie einem den ganzen Tag nicht mehr loslässt. Auch die orchestralen Klänge verleihen dem Stück eine ganz besondere Tiefe. Der absolute Höhepunkt von Mine. Das Schlusslicht bildet die Zusammenarbeit mit Comaduster, dem kanadischen Dark Electro Projekt und das kann man auch sehr gut heraushören. Hier wird kräftig „gedubstept“, doch das Ambiente von Architect schwebt übermächtig darüber und passt sich wunderbar dem Gesamtklang der CD an.

Fazit: Architect schafft es auf Mine beim Zuhören Bilder vor dem geistigen Auge entstehen zu lassen, die einen in eine andere Welt beamen, und sei es nur für eine knappe Stunde.

Tracklist:
01. Altitude
02. Closer
03. Neverending

04. Freaks
05. Immaterial
06. Bencq
07. The Sun
08. Set My World on Fire
09. The Mountain Top
10. Hummingbird
11. Altitude (Feat. Comaduster)

Autor: Frank Stienen

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