Karl Bartos – Off The Record

Karl Bartos - Off The Record
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Karl Bartos – Off the Record

Der in Hamburg lebende Musiker Karl Bartos dürfte wohl jedem bekannt sein, der sich mit elektronischer Musik befasst. Er ist der Mann, der von 1975 bis 1990 ein Kraftwerk-Roboter war und an den größten Hits der Düsseldorfer Elektropioniere mitgeschrieben hat (Das Modell, Computerliebe, Musique Non-Stop, Tour de France). Nach seinem Weggang von der Band öffnete sich der Musiker anderen Strömungen und arbeitete sogar mit anderen Musikgrößen wie Bernard Sumner („New Order“), Johnny Marr („The Smiths“) und den Pet Shop Boys im Projekt „Electronic“ zusammen.

Das neue Album Off the Record basiert auf Ideen und Entwürfen, die meist in der Kraftwerk Zeit des Künstlers entstanden, den Weg auf die LPs aber nie schafften. Bartos durchforstete sein Musikarchiv und entdeckte hunderte von Tonbändern, Notenblättern und digitale Speichermedien, die er auswertete und neu zusammenbaute. Heraus kamen zwölf neue Songs, die den Atem der „Musikroboter“ inhalieren. Neben der ersten, recht sperrigen Single Atomium, mit der man schwer warm wird, gibt es noch Besseres zu entdecken. Nachtfahrt ist Elektropop par excellence: zuckersüße Melodien, fast zärtlich anmutender Gesang und ausgefuchste Elektronik. Bravissimo Maestro! International Velvet schlägt in eine ähnliche Kerbe: romantische, mit Zuckerwatte fast verklebte Melodien, Flötenklänge und Vocodergesang bringen den Elektro-Nerd am PC zum Schunkeln. Auch experimentelle Sounds gibt es zu hören, bei The Binary Code scheinen einem die Einsen und Nullen um den Kopf zu schwirren. Musica Ex Machina stammt noch aus der Zeit von „Electronic“, dennoch hört man (besonders im letzten Instrumentalteil) mehr Bartos heraus als Sumner/Marr/Tennant, was aber nicht im Geringsten stört. Dafür bekommt der Hörer in The Tuning Of The World eine Portion „Neonlicht“ auf den Teller geschoben. Experimenteller wird es nun wieder mit Vox Humana und besonders mit Rhythmus, das ganz offensichtlich ein Outtake vom Computerwelt-Album ist, denn die oft kopierten, nie erreichten Beats, die sogar auf einigen Funkplatten der 70er recycelt wurden, haben sich tief in die Synapsen gebrannt. Damit der Hörer aber nicht im Stimmungstief in die Nacht entlassen wird, legt Herr Bartos einen tollen, tanzbaren Hit auf den Plattenteller. Hausmusik ist einfach unbeschreiblich naiv, aber auch unbeschreiblich schön anzuhören.

Fazit: Karl Bartos hat die beste Kraftwerk-Scheibe seit 30 Jahren auf den Markt gebracht.

Diese CD könnte euch gefallen, wenn ihr auf Düsseldorfer Elektronik und synthetischen Gesang steht.

Tracklist:
01. Atomium
02. Nachtfahrt
03. International Velvet
04. Without A Trace Of Emotion
05. The Binary Code
06. Musica Ex Machina
07. The Tuning Of The World
08. Instant Bayreuth
09. Vox Humana
10. Rhythmus
11. Silence
12. Hausmusik

Autor: Frank Stienen

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