KAISER CHIEFS – Köln, Live Music Hall (21.01.2009)

Geschätzte Lesezeit: 4 Minute(n)

Konzert: Kaiser Chiefs (& Dananananaykroyd)
Ort: Live Music Hall, Köln
Datum: 21.01.2009
Zuschauer: nicht ausverkauft aber doch recht gut gefüllt
Dauer: Kaiser Chiefs knapp 75 min, Dananananaykroyd 30 min


Richtig fest eingeplant hatte ich die Kaiser Chiefs nicht. Besonders ist ein Konzert der Leeds Utd. Fans irgendwann nicht mehr, dafür habe ich sie zu oft gesehen. Aber bisher war noch jedes ein großer Spaß, also hielt ich es für eine gute Idee, nach Köln zu fahren. Und dann war da noch meine Neugierde auf Dananananaykroyd, die schottische Vorgruppe. Von Dananananaykroyd kannte ich nur wenige Lieder, dafür aber den wichtigen Indieklatsch, daß nämlich Bassistin Laura mit Barry von den Futureheads verheiratet ist.

Als ich ankam, war die Live Musik Hall ziemlich leer, obwohl der Einlaß eine Stunde vorher begonnen hatte. Ursprünglich war das Konzert im Palladium angesetzt, diese Größe Hallen füllen die Chiefs leider nicht mehr. Sicher spielen da das wiklich weniger aufregende neue Album, die allgemeine Konzertkrise und die Tatsache, daß man sie einfach zu oft sehen konnte, eine Rolle. Und, daß der Veranstalter diesmal nicht "Ruby" auf die Plakate geklebt hat. Der Radiohit war aber trotzdem Hauptgrund vieler, zu den Kaiser Chiefs zu gehen, das merkte man deutlich. Und für die sollte mit Dananananaykroyd eine harte Prüfung bevorstehen…

Die sehr jung aussehenden Glaswegians erschienen um Punkt acht, vor da vielleicht halbvoller Live Music Hall. Dananananaykroyd bestehen aus sechs Musikern, markant war vor allem, daß zwei Schlagzeuge aufgabaut waren. An einem saß ein hauptamtlicher Trommler, das andere nutzte einer der beiden Sänger. Sein Kollege, zwei Gitarristen und Laura Hyde komplettierten das Lineup.

Die beiden Sänger Calum Gunn und John Baillie Junior (der Schlagzeuger) schrieen meist, manche Passagen klangen gerappt. Mich erinnerte das Geschrei ein wenig an Lovvers, die mit Los Campesinos! und Sky Larkin gemeinsam auf Tour waren. Mich erinnern solche Bands immer irgendwie an LC!, Dananananaykroyd waren dann aber so etwas wie schrammelige, laute, punkige, hardcorige Halbgeschwister der Waliser.

Neben dem Krach machten die Schotten allerdings noch eine schrecklich sympathische Show! Nachdem Calum erst abklärte "how good is your English?", fragte er, ob wir wüßten, was ein cuddle sei. So was, wie ein hug. Und ob wir walls 0f death kennten, also das Aufeinanderpogen von Zuschauerreihen. Mit uns wollten sie lieber eine wall of cuddles machen. Das klappte auch ganz gut, in den ersten Reihen umarmten sich einige. Dafür, daß die Musik der Band geschätzte 90% der Besucher komplett verstörte, erzeugten die Schotten aber recht gute Stimmung. Das sollte aber erst später richtig deutlich werden, denn bei den Kaiser Chiefs war über weite Teile des Konzerts im Großteil des Saals andächtige Ruhe…

Nach 30 Minuten Auftritt, einem Kurzeinsatz des Tourmanagers (bzw. eines Roadies, so ganz sicher bin ich mir da nicht) Scott am Schlagzeug und einer der schönsten Ansagen der letzten Zeit ("you are great, so are we! The next song is called "You are great, so are we") waren Dananananaykroyd um halb neun durch. Es war sehr unterhaltsam, mir aber live musikalisch zu schrammelig und manchmal zu AC/DCesque. Aber auf Platte werde ich sie mir ganz sicher anhören, denn das, was ich kenne, gefiel mir schon gut.

Bei den Kaiser Chiefs wußte ich im Anschluß genau, was mich erwartete. Neu waren erst einmal Nuancen: die farbliche Umrandung der hinteren Bühnenteile (im Design der neuen Platte), die Keyboards von Peanut (weiß, sehr stylish und blau beleuchtet). Sonst aber viel Vertrautes, auch die scheußliche Musik unmittelbar vor der Band. Vor ein paar Jahren lief da regelmäßig Money for nothing, heute war es ähnlich fies.

Im Gegensatz zu vielen im Publikum wirkte die Band nicht lustlos, zumindest verdeckte sie zu viel Routine professionell. Wobei außer Ricky Wilson alle ohnehin recht ruhig agieren, der Frontmann das aber mit Ausflügen, Gerenne und ähnlichem locker wettmacht. Seine Stimme hörte sich aber angeschlagen, nämlich ziemlich heiser an. Bei Singen fiel das nicht richtig auf, bei seinen Ansagen schon. Furchtbar viele davon gab es aber nicht, oft wurden die Lieder ohne viel Pause nacheinander losgespielt. Nach dem obligatorischen "Wir sind Kaiser Chiefs" brüllte jemand "Speak English" zurück. Das – und ein lautes Gurgeln des Sängers nach You want history waren aber auch schon die größten Ereignisse der ersten Konzerthälfte.

Trotz der vielen Engländer in der Live Music Hall war die Stimmung sehr mau. Der Saal war doch noch recht voll geworden, ihre Laune hatten die meisten aber offenbar an der Garderobe gelassen. Getanzt und gesungen wurde eigentlich nur in den ersten 10, 12 Reihen. Ruby stellte natürlich eine Ausnahme dar. Klar, kennt man ja aus dem Radio. Am besten aus dem ersten Konzertteil gefiel mir Thank you very much, so gut hatte ich das noch nicht erlebt, zumindest war es mir nicht als so toll aufgefallen.

Egal, was Ricky machte, der Funken sprang nicht über. Und er gab wie üblich alles, lief zum Publikum, crowdsurfte, trat das Mikro durch die Gegend. Neben dem Actionkrams hatte ich aber zwei andere Ricky-Lieblingsszenen: irgendwann trank er wieder einmal einen Schluck aus einem Pappbecher, verzog angeekelt das Gesicht, um mit Bier nachzuspülen… Beim musikalischen Highlight Take my temperature stand Ricky während eines langen Instrumentalparts, interessiert am Bühnenrand und beobachtete seine Kollegen. Leider verpuffte das Lied komplett, es schien kaum jemand zu kennen bzw. zu mögen.

Nach Angry mob war Schluß, es folgten Can’t say what I mean und Oh my god als Zugaben. Die neuen Sachen begeisterten mich auch live nicht richtig. Never miss a beat ist gut, Half the truth und Spanish metal waren in Ordnung. Aber das Konzert lebte von den Hits der ersten beiden Platten (und da gibt es ja keine Ausfälle).

Oh my god war dann das traurige Ende. Traurig deshalb, weil niemand bei diesem Riesenhit mitging. Traurig, traurig. Alle Versuche des Frontmanns, uns zum Mitsingen zu bewegen, scheiterten kläglich (es sang wirklich niemand mit!). Sicherlich frustriert schmiß Ricky sein Mikro (am langen Mitlaufkabel) über einen Träger am Hallendach. Und da hing es dann und wartete darauf, daß jemand sang. Machte aber keiner. Zumindest die Roadies und Techniker hatten später ihren Spaß, denn die versuchten verzweifelt, das Ding wieder zurückzubekommen.

Band solide – erstaunlich für die Umstände – Publikum dröge. Aber trotzdem kein verschwendeter Abend, weil auch solide Kaiser Chiefs mir viel Freude bereiten können.

Setlist Kaiser Chiefs:
01. Spanish Metal
02. Everyday I Love You Less And Less
03. Everything Is Average Nowadays
04. Heat Dies Down
05. You Want History
06. Ruby
07. Thank You Very Much
08. Good Days Bad Days
09. Na Na Na Na Naa
10. Modern Way
11. Half The Truth
12. Never Miss A Beat
13. I Predict A Riot
14. Take My Temperature
15. The Angry Mob
16. Can’t Say What I Mean (Z)
17. Oh My God (Z)

Autor : Christoph (Konzerttagebuch)

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