Das Gleis 22 ist eine städtische Einrichtung und das Aushängeschild des Jugendinformations- und Beratungszentrums in Münster, bei dem sich viele ehrenamtliche Kräfte für das Gelingen engagieren. Einlass war zwar erst zur arbeitnehmerunfreundlichen Zeit 20:40 Uhr -Münster ist eben ganz offensichtlich eine Studentenstadt-, aber dafür ging es dann pünktlich um neun Uhr mit der Vorband des Abends los: Dear John Letter aus dem bayrischen Augsburg. Die fünf Bandmitglieder passten sehr gut in den Kontext des Abends, denn ihr meist schwermütig, getragener Indiepop war ebenso melancholisch-düster geprägt wie der von iLiKETRAiNS. Mir fällt es schwer einzelne Songs hervorzuheben, da mir die Band zuvor vollkommen unbekannt war, allerdings hinterließ ihr 45-minütiger Gig bei mir einen positiven Eindruck! Die Band hat Potential.
Die folgende Unterbrechung dauerte mit einer guten halben Stunde relativ lang, doch hatte sich das Warten definitiv gelohnt, denn dann betraten iLiKETRAiNS die Bühne in schwarzen Hosen, weißen Hemden, schwarzer Krawatte und einer schwarzen Armbinde. Einziger Wehrmutstropfen aus meiner (Fotografen-)Sicht waren die gelinde gesagt schwierigen Lichtverhältnisse, denn aufgrund von Konstruktionsproblemen mit dem Beamer, konnte dieser nur recht weit hinten auf der Bühen platziert werden, so dass nur der Drummer der beiden Bands von dessen Licht profitierten, die anderen Bandmitglieder aber weitestgehend im Dunkelen standen damit das Publikum die Videoprojektionen erkennen konnte. Allerdings passt eine dunkele Bühnenatmosphäre wiederrum natürlich perfekt zur Musik der Briten und die Videoprojektionen bei iLiKETRAiNS sollen zudem nicht nur gut aussehen, sondern erledigen sogar ihre eigene Aufgabe in der Show der Briten. Passend zu den geschichtlichen Themen der Lyrics wird die Videoprojektion zur Bebilderung des Themas verwendet. Zunächst erscheint die Einblendung von Ort und Datum der Geschichte und dann die entsprechenden Bilder wie z.B. Bilder der Antarktis bei "Terra Nova", welches vom Rennen zur Antarktis im Jahre 1912 handelt.
Die Songs, vornehmlich natürlich dem Album "Elegies to Lesson Learnt" entliehen, wurden von den fünf Mitgliedern mit Schlagzeug, Bass, zwei Gitarren und bis zu zwei Keyboards sehr energiegeladen vorgetragen. iLiKETRAiNS-Songs beginnen meist ruhig und bedrückend, enden dann aber weitaus schneller und härter und gerade live vorgetragen wirkte das Ganze noch deutlich intensiver als auf dem Longplayer. Sänger Dave Martin überzeugte mit seiner dunkelen aber unglaublich klaren Stimme und die Geschwindigkeit mit der er und insbesondere Gitarrist Guy Bannister ihre Instrumente gegen Ende der Songs bearbeiteten, war fast schon unfassbar, Hut ab!
Die Briten sind sicher keine "Unterhaltungsband", aber trotzdem wirkten sie bei ihren Ansagen sehr sympathisch, z.B. als eine Zuschauerin beichtete, die Setlist ‘gestohlen’ zu haben und die Band ihre Ehrlichkeit lobte, um dann -natürlich im Spaß- zehn Euro dafür zu verlangen. Nach zwei Zugaben und einer Gesamtsetlänge von einer guten Stunde endete dieser gelungene Auftritt und die Zuschauer verließen zufrieden das Gleis 22.
Bilder des Konzerts gibt es in unserer Concert-Pictures-Sektion.
